Nur elf Bewerber:innen für 15 Plätze im zweiten Mühldorfer Jugendparlament

Quelle: OVB/Mühldorfer Anzeiger vom 26.01.2023

Mühldorf – Es wird keineWahl zum neuen Jugendparlament (Jupa) geben. Das erklärte Bürgermeister Michael Hetzl (UM) vor dem Haupt- und Kulturausschuss. Da sich nur elf Jugendliche um die 15 Plätze im Jugendparlament beworben hätten, sei eine Wahl nicht nötig. Der Ausschuss bestellte auf Antrag der Stadtverwaltung die elf Jugendlichen einstimmig. Vor zwei Jahren haben Jugendliche erstmals ein Jugendparlament in Mühldorf gewählt, jetzt stand turnusgemäß die Neubesetzung an. Nach Angaben Hetzls hat die Stadt 2100 Mühldorfer Jugendliche angeschrieben und sie nach ihrer Bereitschaft für eine Kandidatur gefragt. Auch auf Facebook oder der Internetseite der Stadt und im Jugendparlament selbst fanden sich Aufrufe. Interesse nur sehr gering „Wir haben eine Zeitlang Angst gehabt, dass wir die Mindestzahl von fünf nicht erreichen“, sagte Bürgermeister Michael Hetzl (UM). „Deshalb sind wir froh, dass wir es trotzdem geschafft haben.“ Das Interesse bei einer Infoveranstaltung sei sehr gering gewesen.

Im Ausschuss gab es viel Lob für die Arbeit in den vergangenen Jahren. Jugendreferent Gottfried Kirmeier (SPD), der sich selbst für die Arbeit der Jugendlichen stark gemacht und sie begleitet hat, lobte das Engagement der Nachwuchspolitiker, ihre Ideen und Initiativen. Er bedauerte die jetzige geringe Beteiligung. „Schön wäre es gewesen, wenn es mehr als elf gewesen wären“, sagte Kirmeier. Die Gründe für das mangelnde Interesse der Jugendlichen seien nicht bekannt. Er forderte die Ausschussmitglieder auf, die nächsten zwei Jahre zu nutzen, um Jugendliche für die Arbeit im Jugendparlament zu werben. Kathrin Enzinger (Grüne) sprach von einem Neustart fürs Jugendparlament. „Es ist schon Zeit, sich Gedanken zu machen, warum es so wenige sind“, sagte sie. Enzinger sprach von „kleinen Respektlosigkeiten“ gegenüber den Jugendlichen. Als Beispiel nannte sie die Vergabe von Biermarkerln zum Volksfest an alle Stadträte, nicht aber an die Mitglieder des Jugendparlaments. „Das sind Dinge, die viel ausmachen.“ Enzinger kritisierte auch, dass ein Facebook-Post aus der Familie des Bürgermeisters „nicht dazu beigetragen hat, die Arbeit zu unterstützen“. In dem Post hatte Herbert Hetzl, Vater des Bürgermeisters, auf ein Lob für die Leistungen des Jugendparlaments mit „Das wäre?“ reagiert. Enzinger sprach von einer „unfassbaren Respektlosigkeit“ gegenüber den Jugendlichen. „Es waren zwei Wörter, die alles kaputtmachen.“ Bürgermeister Hetzl sagte dazu nur: „Wir müssen nicht debattieren, was auf Facebook steht, das führt in der Diskussion nicht weiter.“

Christopher Kapser ist eines der neuen Jupa-Mitglieder. Er war für die JU schon bei der ersten Wahl dabei, hat den Sprung ins Parlament damals aber nicht geschafft. „Mir geht es darum, das Angebot für Jugendliche zu verbessern.“ Dafür braucht es nach seiner Ansicht Jugendliche, weil die sehr viel älteren Stadträte die Belange von Jugendlichen nicht wirklich kennen würden. „Ich weiß ja auch nicht, was eine 80-Jährige braucht“, sagt Kapser. Er glaubt, dass das Jugendparlament in seiner ersten Amtszeit „einige gute Sachen durchgebracht hat“, Kapser spricht von einem sehr gut angenommenen Bierpong-Turnier und dem Engagement für die Skaterbahn. Vor zwei Jahren, sagt Kapser, habe es einen regelrechten Hype um die neue Jugendvertretung gegeben, „damals war das was Neues“. Das sei jetzt anders gewesen. Darauf führt er das geringe Bewerberinteresse zurück.

Auch Annemarie Kraft (Grüne Jugend) ist zum zweiten Mal dabei. Die Studentin nennt das Jupa „die Stimme der Jugend“ und für die Mitglieder eine gute Möglichkeit sich zu engagieren. „In den Stadtrat kommt man so leicht nicht rein“, sagt sie. Die geringe Bewerberzahl heuer führt sie nicht auf ein allgemeines politisches Desinteresse zurück. „Es könnte eher das Gefühl sein, nichts erreichen zu können.“ Diesem Eindruck widerspricht Kraft aber klar: „Wir haben einiges geschafft“, ihr Beispiel sind die Fortschritte beim Bau eines Skaterplatzes. Auch mangelnde Anerkennung will sie nicht als Grund gelten lassen: „Ich finde es fraglich, ob die Arbeit immer krass gewürdigt werden muss“, sagt sie. Zuspruch sei schön, es gehe in der Politik aber auch ohne. Corona führt zu einem zähen Start Auch Niko Leunig (UM) sieht die Zusammenarbeit und die Anerkennung durch Stadt und Stadtrat gegeben. Für ihn lag der etwas zähe Start an Corona. „Da war etwas wenig Bewegung drin, wir mussten es erst aufbauen.“ Leunig ist sich aber sicher: „Es entwickelt sich was.“ Denn das Jupa als Organisation der Kommunalpolitik bietet nach seiner Ansicht eine gute Chance: „Da ist man nahe dran.“

Mitte Februar soll das neue Jugendparlament nach Angaben der Stadt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen kommen. Neue Vertreter auch ohne Wahl Nur elf Bewerber für 15 Plätze im zweiten Mühldorfer Jugendparlament

VON MARKUS HONERVOGT

Zum Bild: Zu Gast in Brüssel: (von links) Marion Pscheidl als Vertreterin des Jugendparlaments, Jugendzentrum-Leiterin Agnes
Sarr sowie Sabrina Zitzelsberger, Melanie Utzschmied und Hesham Ceikh Mustafa als Jugendzentrum-Vertreter. FOTO RE